Rundschreiben Juli Aktuell 2013


St. Jakobus-Gesellschaft Rheinland-Pfalz-Saarland e.V.

                 „Die Augenblicke, in denen wir innehalten, sind kostbar.“

                                                                                                                                                     Voltaire

Liebe Jakobspilgerfreunde,                                                                                                                                                                                                    25. Juli, Jakobustag 2013

Zum Festtag unseres Patrons wünsche ich Ihnen allen, ein wenig innehalten zu können. Die Glücklichen, die an einer Veranstaltung unserer Regionalgruppen teilnehmen können, gelingt dies im Laufe des Tages wie von selbst. Denen unter uns, die an diesem Donnerstag an ihre Pflichten gebunden sind, möge zumindest  eine kleine Auszeit gegönnt sein zum Atemholen, Kraft schöpfen und Besinnen.

Wir feiern das Gedenken an Jakobus, den Älteren. Mit seinem Bruder Johannes, des Evangelisten, Andreas und Petrus zählte er zu den erstberufenen Aposteln. Sein Wirken in Spanien, die Umstände seiner Grablegung in Galicien sind im Reich der Legenden angesiedelt. Nicht aber sein Märtyrertod in Jerusalem und nicht die ungeheure Anziehungskraft seiner Grabstätte in den Jahrhunderten des Mittelalters und in unserer technisch-wissenschaftlich-materialistisch orientierten Gegenwart. Es heißt, sein missionarischer Eifer soll nicht einmal 10 Menschen in Spanien zum Christentum gebracht haben und in Jerusalem sei er ebenso erfolglos geblieben. So können wir bedenken, dass doch alles Tun und Lassen wirkt, das alles klein beginnt und wir nicht wissen, woraus Großes und Bedeutendes werden wird. Machen wir uns wieder einmal bewusst, dass das alte Wegenetz der Pilger die verzweigten Wurzeln unseres Europas bildet.

So begann z.B. auch das Muschelsteinprojekt als eine regionale Initiative des Regionalverbandes Saarbrücken, an dem inzwischen gut 200 Menschen in Qualifizierungsmaßnahmen handwerklich-künstlerisch gearbeitet haben und das längst alle Grenzen gesprengt hat. Im 50. Jubiläumsjahr des deutsch-französischen Elyseé-Vertrages, der aus Erzfeinden befreundete Nachbarn werden ließ und nach 20 Jahren Weltkulturerbe der Jakobswege wurde am 20. Juli der 170. Muschelstein am kulturgeschichtlich herausragenden Straßburger Münster gesetzt. Dem Gottesdienst in der voll besetzten Krypta des Gotteshauses mit Segnung des Steines wohnten Menschen aus Luxemburg, Lothringen, Elsass, Rheinland-Pfalz und dem Saarland bei. Als Ehrengäste waren Madame Denu, EU, der deutsche Konsul in Straßburg, Monsieur Legge, und Herr Lupp, Initiator des Sternenweg-Projektes vom Regionalverband Saarbrücken gekommen. Madame Studer und Herr Denner von der elsässischen Jakobusgesellschaft, Karl Unold und Martien van Pinxteren zeichneten für die Ausführung verantwortlich.  Kurze Ansprachen würdigten Stätte, Stein und Weg.  Mit der Enthüllung einer Tafel am Platz des Muschelsteines vor dem Münster, an der Ecke zur Rue des Marocains, einer

Wanderung entlang der Ill und eines geselligen Beisammenseins bei Gugelhupf und Weißwein wurde der Tag abgerundet. Unsere Wanderausstellung „Pilgern verbindet“  ist noch bis zum 2. August im Kirchenschiff zu sehen und wird viele Straßburger und Touristen aufmerksam werden lassen. In Mainz und auf dem Odilienberg werden im Herbst die nächsten Steine gesetzt werden.

Der barrierefreie Ausbau des Jakobsweges von Mainz über Worms und Speyer bis Straßburg ist ein weiteres großes Projekt unserer Gesellschaft. Martien van Pinxteren aus der Regionalgruppe Südpfalz hat die Federführung übernommen. Zielstrebig haben er und seine rheinhessischen und südpfälzischen Helfer  die Strecke bis nach Lauterburg in kleinen Teams unter die Lupe genommen. Ab Lauterburg übernehmen dann unsere elsässischen Freunde den Abschnitt über Wissembourg nach Straßburg. Den Weg rollstuhltauglich gestalten – es könnte mit kleineren Änderungen gehen. Doch schon ein Schlagbaum, den Wanderer auf einem Trampelpfädchen mühelos umgehen, fordert eine Ausweitung des Pfades. Ebenso wichtig sind barrierefreie Toiletten und Unterkünfte. Verbände, die die Interessen von Menschen mit Behinderung vertreten sowie Betroffene selbst werden angesprochen. Auch die entsprechenden Einrichtungen am Weg sollen bei der Realisierung eingebunden werden. Durch den Kontakt werden Anregungen gesammelt. Es geht darum, den Blick zu schärfen, wie behinderte Menschen den Weg wahrnehmen und wie sie in das Projekt einbezogen werden können. Keineswegs soll über die Köpfe der Betroffenen hinweg agiert werden. Mit dieser durchdachten und detaillierten Vorarbeit kann die Gesellschaft mit fundierten Vorschlägen an die Behörden, denen die Genehmigung obliegt, herantreten. Ein eventuell von der Kreisverwaltung Südliche Weinstraße geplanter Radweg käme der Barrierefreiheit natürlich entgegen. Martien van Pinxteren ist überzeugt, dass dieses Projekt auf offene Ohren stoßen wird, denn Inklusion ist inzwischen eine gesellschaftliche Pflichtaufgabe. Wenn die Aufgabe gemeistert sein wird, sind die großen Pilgerstätten und Dome Mainz, Worms, Speyer und Straßburg! barrierefrei verbunden – ein Integrationsweg erster Güte und Zeichen dafür, wie viel Großartiges durch Begeisterung, Beharrlichkeit und Kleinarbeit entstehen kann.

Dreimal, zuletzt im Mai dieses Jahres, führte Martien van Pinxteren 20 Menschen auf einem ganz anderen Jakobsweg – quer durch Paris. Dieser Weg durch eine der größten Metropolen Europas hat wenig mit Idylle, viel mit den realen, manchmal auch harten Gegebenheiten unserer Welt zu tun. Umso intensiver kann man die Oasen der Gemeinschaft und zahlreichen Orte der Stille auf der Strecke wirken lassen.

Der Weg ab St. Denis, in dessen Basilika die Gebeine vieler bedeutender Könige ruhen, führt  vorbei an laut lärmenden Einfallstraßen und Bahnlinien, über die die Züge rattern, lässt die Blicke auf die erbärmlichen Wellblechhütten der illegal Eingewanderten und ihre Armut fallen, Industriegebiete folgen, bevor man die eigentliche Stadt betritt.

In Paris säumen viele alte und bedeutende Kirchen den Weg, an klösterlichem Leben kann teilgenommen und die Seele zu Ruhe und Andacht geführt werden. Sacré Coeur, das Kloster der Benediktinerinnen am Montmartre als 1. Quartier, die Fraternité de Jerusalem mit ihrem herrlichen Chorgesang beim Mittagsgebet, der Tour St. Jacques, eine Hinweistafel  (Rue Souflot) auf das Wirken von Thomas von Aquin, Albertus Magnus, Meister Eckhardt im ehemaligen Dominikanerkloster und vormaligen Pilgerhospiz und vieles mehr zeigen ein anderes Gesicht der Großstadt und ihrer Geschichte.

Sollte der kurze Bericht das Interesse an dieser 3-tägigen Wanderung geweckt haben, ist Martien van Pinxteren gerne bereit nähere Auskünfte und Beratung zu erteilen unter: vanpinxteren@gmx.de

Lassen Sie mich schließen mit meinen besten Wünschen an Sie alle. Genießen Sie die Lichtfülle und Wärme des Sommers – am besten im Schatten mit einem erfrischendem Getränk, lieber Gesellschaft und guten Gedanken.

Ich grüße Sie

Mechthild Baltes

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